Quelle: "Aus Rübezahls Heimat" Jahrgang 1950

Riesengrund und Aupakessel

von Josef Demuth Marschendorf.


Verjagt sind lange aus der Niederung
Die Märchen und der Hämmer Erzgedröhn.
Sie floh´n hierher und weben, immer jung,
Tiefsinn´ger Weisheit zauberhaft Getön.
Und alle, die im Herzen rein geblieben,
Seh´n ihre Schleier um die Felsen stieben.

            Hermann Stehr.

Der Ostabfall des Böhmischen Kammes, der Steinboden (1560) mit der Brandkoppe, schließt mit dem Abfalle der Weißen Wiese und dem Abhänge der Schneekoppe (Kiesberg) eines der schönsten Gebiete des Riesengebirges ein: den Riesengrund mit dem Aupakessel. Besonders großartig sind die fast senkrechten Wände des Brunnberges, von dem sich, von oben nach unten immer breiter werdend, zahlreiche, mit Gesteinstrümmern, Schutt und Gerolle gefüllte Schründe und Runsen öffnen, während zwischen ihnen abenteuerlich gestaltete Felsengrate drohend emporragen. Durch diese Schründe nehmen manche Lawinen ihren Weg, während es zur Zeit der Schneeschmelze in ihnen zischt und schäumt, rauscht und gurgelt, wogegen im Sommer das Teufelsgärtchen an der Brandkoppe und Rübezahls Lustgarten im Aupakessel mit den schönsten und seltensten Pflanzen geschmückt sind. Nirgends erscheint der Brunnberg, die Schneekoppe und der Rosenberg so majestätisch, an wenigen Orten steigen die Bergmassen so unvermittelt empor, als aus dem Riesengrunde, wenige andere Gegenden bieten so Großartiges, Düsteres, Mächtiges und Erhabenes, als der ungeheure Busen dieses Kessels, in den die Aupa in mächtigen Absätzen tosend und brausend stürzt, und aus dem sie in jugendlicher Kraft und Stärke den schönen, ebenen Gefilden Böhmens zueilt, um sich mit der mächtigen Elbe zu vereinigen.

Der Riesengrund war einst der Schauplatz reger Tätigkeit. Die Schwazer (Holzknechte) verheerten den einst so prächtigen Waldbestand, bauten eine mächtige Klause, deren Damm teilweise noch heute zu sehen ist, und flößten das Holz aus der Aupa in die Elbe und von da weiter bis Kolin.

Später erschienen zahlreiche Bergleute, die besonders im Kiesberge fleißig Arsenik und Kupfer zutage förderten, wovon noch heute die zahlreichen Höhlungen beredtes Zeugnis geben.

Die Bergschmiede ist das einstmalige Förderhaus des eingegangenen Schwefel- und Arsenikbergwerkes. Der Stollen ist 142 m lang und wird, soweit noch zugängig, als Keller benützt. Die Gegend um die Bergschmiede enthält auch noch andere verfallene Stollen und Schächte, die ganz eigentümliche Namen tragen, wie z. B. "Pferdetränke", "Kuckucksschacht", "Große Weitung" usw.

Aufgefundene Schlacken lassen darauf schließen, daß hier in alter Zeit auch eine Vitriolbrennerei im Betriebe stand. Als beide Tätigkeiten aufgehört hatten, verlegten sich sowohl Holzhauer als auch Bergleute auf die Viehwirtschaft, machten verhältnismäßig weite Gebiete des Riesengebirges urbar und lebten einfach und zufrieden.

Durch den Riesen- und Aupagrund führt vom Petzerkretscham aus ein vielbegangener Weg, der sich von der Bergschmiede als "Koppensteg" am Westhange der Schneekoppe in Serpentinen bis zur Riesenbaude hinzieht, von wo man den steilen Koppenkegel in einer halben Stunde ersteigt.

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