Die Landkarte des Globitz

Fortsetzung

von Miloslav Bartos, Vrchlabi
Übersetzung: Gustav Erlbeck, Kirchberg

Ausschnitt aus der Konzept-Karte. Grenzteil der königlichen Wälder zwischen Johannisbad und dem Polkendorfer Hau mit Abbildung der Grenzsteine, des kaiserlichen und der Herren von Aicha und von Sternberg

Wenn die Grenze des kartierten Gebietes, projizieren wir sie in eine moderne Karte, mit bewundernswerter Genauigkeit erfasst ist, gilt das nicht für das Gebiet, das sie abgrenzt. Für seine Gliederung benützte Globitz ganz selbstverständlich das Netz der Wasserläufe, wovon aber nur der Lauf der Großen und Kleinen Aupa der Wirklichkeit entspricht. - Bei den übrigen Wasserläufen finden wir abweichende Ungenauigkeiten nicht nur ihrer Läufe, sondern auch ihrer Zahl. - Die Schemenhaftigkeit des Kartenbildes unterstreicht auch die Darstellung der Gebirgsgegend, die nur symbolisch als eine Reihe von Gruppen perspektivisch skizzierter von monotonem Wald bewachsener Hügel abgebildet ist, mit waldfreien Siedlungsenklaven und Rodungen die sich besonders in Tälern und bei Grenzlinien befinden.Bis zum Jahr 1966, als Dr. František Roubik im Staatlichen Zentralarchiv in Prag das tschechische Original des Globitz und die deutsche Übersetzung, die Berichte des Pfe vom Umgang und die Kartierung der Trautenauer Reservatswälder fand, vermuteten die Forscher mit Recht, dass der berühmte Vermesser das kartierte Gebiet und seine Grenzen nicht ganz durchlaufen hat, und sprachen Zweifel an der Zuverlässigkeit der Art und des Erfolges seiner kartographischen Arbeit aus. Die genaue Beschreibung des Globitz von den Grenzgängen, in denen er sich auf die Ziffern der Grenzobjekte seiner Karte bezieht, widerlegt diese Meinung gänzlich. Die Wanderung entlang der Grenze der reservierten Wälder und in ihr Inneres zeichnet aber um vieles inhaltsreicher ein anderer Teilnehmer der Erforschung, der Kommissar Michael Rafael Pfe. Seine Schilderung, die mit lebhaften Abgaben einer Wegbeschreibung nahe kommt, enthält viele Einzelheiten vom Zustand der Wälder, vom Leben der Baudler, von der wirtschaftlichen Nutzung und besonders von der Besiedlung des Gebirges, wovon wir anderswoher kaum Nachricht haben. Die Reihe dieser Informationen, allerdings mit der geographischen Genauigkeit, die durch die angedeutete Art der kartographischen Arbeit beeinflusst ist, hielt Globitz in seiner Karte fest, in Übereinstimmung seines eigenen erläuternden Textes mit dem des Pfe, von dem wir vor allem weiter schöpfen.

Schon am Beginn des Grenzumganges verzeichnete Pfe mit vielen Details die Wiesenenklaven des künftigen Teils der Gemeinde Schwarzenberg und ein Ausmaß von etwa einer Viertelhufe, mit einer einzigen Baude, die ursprünglich

der kaiserliche Forstknecht bewohnte, und den Polkendorfer Hau, den für jährlichen Zins von 7 Kreuzer ins Einkommen des Herrn De Waggi zwei waldsteinsche Untertanen nutzten.

Missliche Folgen des Eindringens Morzinischer Untertanen in die königlichen Wälder und Holz und Viehweide bemerkten die Kommissare in Waldverjüngungen entlang fast der ganzen Grenzlinie der Hohenelber Herrschaft von der Bohnwiesen bis an die Weiße Wiese und Schneekoppe. Am Rand der Bohnwiesen fanden sie eine Gruppe von zwei Bauden mit dem typischen Wasserhaus , an einer der Quellen des Silberbaches errichtet. Die Bauden, die wir als Siedlungsbeginn der späteren Bohnwiesbauden einschätzen können, bewohnt von der Frau des Thomas MITTLINGER, Nachkomme eines schwäbischen Holzhauers, der glaubenshalber entfloh, dienten der Zucht und Weide des Viehs in der Sommerzeit. In der Zeit des Rundganges waren sie die einzige und höchstgelegene Siedlung in diesem Teil des Gebirges. Auf der Weißen Wiese, auf der nach der Überlieferung schon seit dem Jahr 1623 die älteste Riesengebirgsbaude gestanden haben soll, stellte Pfe keine menschliche Bewohnung fest, obwohl er sich mit diesem Bereich im Zusammenhang mit der Bestimmung der richtigen Grenze der königlichen Wälder ausführlich auseinandersetzt. Aufgrund der Aussage von Zeugen stellt er lediglich fest, dass Morzin´sche Untertanen sie ganz zum Nachteil der königlichen Untertanen benützen.

Nach Überquerung der Weißen Wiese, wo Globitz unter anderem die Quelle der weißen Elbe und der Aupa aufzeichnete, blieben die Kommissare mit ihrer ganzen zahlreichen Begleitung am Fuß der Schneekoppe stehen. Pfe´s Beschreibung des Aufstieges auf ihren Gipfel, der den Teilnehmern als höchst abenteuerliches und gefährliches Unternehmen erschien, gehört zum ältesten Zeugnis von der Bewältigung der Schneekoppe überhaupt.

"Von da wurden wir auf den großen und schrecklichen Berg geführt, der der höchste unter allen Bergen des Riesengebirges ist. Weder links noch rechts führt ein Weg, sondern über Felskämme nur ein enger und unebener Pfad, auf dem teilweise Stufen aus großen Steinen gefertigt sind, dessen Länge bis oben nach Vermessung des Landmessers mehr als 800 Ellen (400 m) beträgt, so daß wir nun mit Hilfe Gottes doch die Schneekoppe bestiegen, obwohl mit großer Lebensgefahr, denn wenn wir wegen Kopfschwäche und Schwindel vom Weg abgewichen wäre, wären wir in kleine Stücke zerschlagen worden.

Als wir oben ankamen, begann es zu schneien wie im Winter. Und es befindet sich dieser Berg in der Karte unter Nr. 20, und ganz oben auf der Spitze eine neue kleine Kapelle, die Herr Schaffgotsch errichten ließ, die zur Hälfte in Schlesien und zur Hälfte in Böhmen steht. Die Kapelle ist bisher nicht eingeweiht. Möge Gott dem Bischof, der sie einmal weihen soll, hinauf und hinunter helfen. Oben ist der Berg überhaupt von keinem Holz bewachsen.

Vom Berg stiegen wir auf der anderen Seite nach Osten ab. Als wir auf einigermaßen ebenen Boden kamen, begann dichter Nebel und gleichzeitig begann es zu schneien und auch zu regnen, so daß wir kaum einer den anderen sahen und niemand der anwesenden Leute den Weg finden konnte.

Inzwischen war es Abend geworden und wir mußten wohl oder übel in das furchtbare Tal, Leben genannt absteigen, das ein kleiner Bach, genannt Lebenbach durchfließt. Und wir kamen dort in die Baude, in der Georg Wos wohnt, wo wir über Nacht blieben. In der Nacht kam ein entsetzlicher Wind auf, und riß die Tür der Baude, in der wir alle ruhten, samt den eisernen Bändern heraus, und wir konnten nicht vermeiden uns vorzustellen, daß er das ganze Gebäude mit uns davonträgt."

Ausschnitt aus der Konzeptkarte. Strittiges Gebiet ,, Kleine und Große Mooswiese". Rechts gekennzeichnet die Enklave mit zwei Bauden und dem Wasserhaus des Thomas Mittlinger.

Die Erwähnung des Gebäudes des Georg Wos, in dem die Expedition jene stürmische Nacht erlebte, ist der älteste Bewies der Existenz der Wassabaude und den nach ihr benannten Waswiesen. Die gleiche Bedeutung haben auch die Informationen des Pfe über die Grenzbauden, welche die bisherigen Vermutungen über ihre Entstehung auf ein richtiges Maß zurückführen. Die Kommissare fanden bei ihrem Rundgang das neue Gebäude des Baudlers Brunecker und die Baude, die Tobias Kleinwächter bewohnte. Auf die Frage des bevollmächtigten königlichen Prokurators Rosa, wer ihm in den kaiserlichen Wäldern erlaubt hätte, eine Baude zu errichten, wies sich Kleinwächter mit einer Originalurkunde, datiert vom 11.05.1634 aus, mit der der kaiserliche Forstmeister dem Forstknecht Paul Palmer erlaubte, in der Nähe der
schlesischen Grenze eine Baude mit Stall für einige Stück Vieh zu bauen, "damit er seine Pflichten besser vollziehen könne". Kleinwächter, dessen Vater aus Schlesien gekommen war, kaufte die Baude, in die er einheiratete, von seinem Schwiegervater, der in Salzburg geboren und mit vielen anderen hierher gekommen war.

Auch von anderen Bauden, von denen sich in den kaiserlichen Wäldern nach der Aussage von Zeugen im Ganzen 118 befanden, bringt der Bericht des Pfe viele weitere Einzelheiten. Er verzeichnet unter anderem auch eine ganze Reihe von Namen der Baudler, - kaiserlicher Holzhauer, und bei den Bauden auf dem Schwarzen Berg bei Johannisbad nennt er ihre Zahl. Die größte Bauden -, ursprünglich Holzhauersiedlung, welche die Kommission bei der Besichtigung der Schäden in den Wäldern fand, entstand aber an den Ufern der Großen und Kleinen Aupa. Wir kennen die Zahl der Holzhauer nicht, die hier nach dem Jahr 1610 gegen Bezahlung des Ablösegeldes das Recht erhielten, als Untertanen des Königreiches andauernd zu siedeln. Sicher aber ist, und der Bericht von Pfe ist dafür ebenfalls Beweis, dass ihre Zahl bedeutend wuchs und damit auch das Ausmaß des entwaldeten Bodens, auf dem neue Ansiedlungen gebaut wurden. Es war die Aufgabe des Globitz, ihn auszumessen, was der Landmesser aber ablehnte mit der Begründung, dass diese Arbeit 5 oder 6 Monate dauern würde.

Nichtsdestoweniger genügte der Geometer seiner Pflicht dadurch, dass er "nur bei einigen Bauden die Grundstücke vermaß und dann auf der Grundlage des errechneten Kalküls nach Abschätzung und Messung bei den vorhergehenden Bauden" die durchschnittliche Größe der Felder und Wiesen jeder Baude wenigstens auf eine Viertelhufe abgeschätzt war. Wenn wir von den Gobitz´schen Angaben und von der Berechnung und von der durch Zeugen genannten Zahl von 118 Baudlern oder Wirtschaftern ausgehen, verteilte sich die Fläche der Grundrisse der Siedlungen jetzt auf der gesamten Fläche der Wälder, die 513 Hufen betrug, wenigstens auf 29,5 Hufen, das sind nur ungefähr 6 Prozent.


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