Auszug aus dem Urbarium von 1717 oder Grundbuch,
über die reservierten Trautenauer Wälder für die Kuttenberger Bergwerke.

Peter Schulz

In früheren Zeiten wurden immer wieder Grenzbegehungen in den Herrschaften durchgeführt, so auch in den königlichen trautenauischen Wäldern. Gründe hierzu waren u. a.: Versetzung von Grenzmarken, umgekippte bzw. gefällte Grenzbäume, Verschiebungen oder Entfernung der Grenzmarken, Grenzstreitigkeiten und auch fälschlich angebrachte Grenzmarkierungen. Von altersher wurden für die Grenzbegehungen alte grenzkundige Männer aus den Herrschaften dazu verpflichtet, die tatsächlichen Grenzmarkierungen an Ort und Stelle zu zeigen oder diese zu beschreiben. Ihnen wurden die Standorte der Grenzmarkierungen von Kindesbeinen an eingebläut. Grenzbegehungen finden wir auch in Hüttelschen Chronik zur Stadt Trautenau. Simon Hüttel berichtet uns darin das er als Schreiber und Vermesser aktiv an den Grenzbegehungen beteiligt war. Eine Grenzbegehung aus dem Jahre 1668 kennen wir schon. Sie wurde unter dem Namen "Die Landkarte des Globitz" von Herrn Bartoš uns mitgeteilt. Die Übersetzung von Herrn Gustav Erlbeck wurde erstmals in meinem Buch "Auszüge aus den Fundstellen alter Bücher und ihre Inhalte für das obere Aupatal, Groß-Aupa" aus dem Jahre 1997 veröffentlicht. Auch finden Sie die Abhandlung in dem Heimatbrief Nr. 9 aus dem Jahre 2002 der Orte Gross-Aupa und Petzer.

Auf meiner Suche nach Unterlagen über die "Alten Holzknechte" wies mich der Herr Jirasek, Archivar am Bezirksarchiv in Archiv in Trautenau auf ein Urbarium (= Grundbuch) aus dem Jahre 1717 über die königlichen Wälder hin. Diese Niederschrift umfasst 97 Seiten. Zu den königlichen Wäldern gehörten nicht nur die trautenauischen Wälder, das spätere Gross- und Klein-Aupa, sondern das Waldel hinter Königinhof das Mansky genannt wird und die dem Forsthaus Döberney unterstellt ist, das sogenannte Mastiger Revier und das königliche Revier oberhalb von Koken. Ihr Holz wurde für den königlichen Bergbau zu Kuttenberg benötigt und nach dort verbracht. Dies geschah mittels Flößungen auf dem Wasser und ab Alt-Kolin auf dem Landwege per Fuhrwerke. Es war zu der Zeit das größte Unternehmen, das aus Kuttenberg gesteuert wurde.

Aus dem Vorspann können Sie nun schon entnehmen, das die trautenauischen königlichen Wäldern zur königlichen Herrschaft gehörte.

Hinterlegt wurden die Grundbücher in der königlichen Landtafel zu Prag.

Im ersten Teil der Urkunde wird die Grenzbeschreibung der königlichen trautenauischen Wälder mittels in Augenscheinnahme der einzelnen Grenzmarkierungen vor Ort im Jahre 1717 beschrieben.

Nach dieser Beschreibung folgt im 2. Teil nun eine Aufstellung der angesiedelten Baudler in den königlichen trautenauischen Wäldern, aufgeteilt nach Gross- und Klein Aupa.

Die sich dort anfangs widerrechtlich niedergelassenen Baudner mussten an seine Majestät "Baudengelder", also eine Pacht bezahlen.

Es folgt nun die wörtliche Abschrift der Baudlerliste:

"Folgen nun die alten Zinse und Baudengelder wie auch was ferner zu Nutzen Ihrer Mayestätlichen in dieses Revier ohnmaßgeblich verbessert werden solle."

Groß Aupa Baudengeld

fl [1]

Kr [2]

D [3]

Isack Hintner
-
9
-
Caspar Schmidt
-
6
4 ½
Jeremias Schmidt
-
2
1 ½
Ernst Sachazer [4]
-
9
-
Hans Georg Sachazer
-
9
-
Antonius Höfer
-
9
-
Ernst Höfer
-
9
-
Michäel Kein [5]
-
4
3
Elias Krün
-
4
3
Georg Kirchschlag [6]
-
4
3
Phillip Tüppelt [7]
-
4
3
Zacharias Braun Eltester
-
18
-
David Zinekher
-
18
-
Tobias Wimmer
-
18
-
Georg Tasler
-
9
-
Zacharias Tasler
-
9
-
Christian Höfer
-
9
-
Georg Ewinger
-
6
-
Hans Georg Kretschmer
-
6
-
Jonas Ewing(er)
-
6
-
Fridrich Bönsch
-
18
-
Zacharias Buchberg [8]
-
9
-
David Fyl (?)
-
6
-
Christian Buchberger
-
12
-
David Heinisch
-
9
-
Tobias Mergans
-
12
-
Hans Georg Benesch
-
6
-
David Sachazar [9] ?
-
9
-
Christian Mitzinger
-
9
-
Christian Zinkher (?) [10]
-
9
-
Georg Zeker (?)
-
9
-
David Buchberg [11]
-
18
-
Tobias Benisch
-
9
-
Elias Benisch
-
9
-
Georg Bergerin [12]
-
9
-
Zacharias Berg [13]
-
9
-
Tobias Preller
-
18
-
Christian Benisch
-
18
-
Jeremias Steiner
-
18
-
Martin Richter
-
18
-
Christian Berger
-
9
-
Caspar Zeeh
-
9
-
Christian Zeeh
-
9
-
Georg Beraurin [14]
-
18
-
Zacharias Kugler
-
9
-
David Braun
-
9
-
Zacharias Braun
-
9
-
Ester Peraurin [15]
-
6
4 ½
Zacharias Peraurer [16]
-
3
4 ½
Hans Peraurer
-
3
4 ½
David Peraurer
-
3
4 ½
Georg Krün
-
6
-
Georg Enthaller [17]
-
3
-
Michael Enthaller
-
9
-
Hans Schrefel [18]
-
18
-

Item von die andrer Baudte [19]

-
9
-
David Mohorn
-
18
-
Zacharias Berg(er) Eltester
-
18
-
Elias Puchberg [20]
-
4
3
Godfried Tippelt
-
4
3
Ernst Tippelt
-
4
3
Georg Kugler
-
9
-
Abraham Reyman
-
11
1 ½
Elias Gleisner
-
6
4 ½
Elias Benisch
-
9
-
Tobias Etrich
-
9
-
Christian Mitlehner [21]
-
9
-
Georg Mitlehner
-
18
-
Zacharias Tham
-
8
4 ½
Jeremias Tham
-
4
1 ½
Caspar Tham
-
5
-
David Tippelt
-
15
-
Carl Tippelt
-
3
-
Antoni Gleisner
-
9
-
Carl Kleisner [22]
-
9
-
Elias Mitlehner
-
18
-
Georg Tippelt
-
18
-
Tobias Künnel [23]
-
18
-
David Künnel
-
9
-

Klein Auppa Baudengeld

Caspar

Lathe

-
9
-

Christian

Bronekher

 
-
3
-
Jeremias Triebneker
-
3
-
Tobias Lathe
-
9
-
Zacharias Markstein
-
3
-
David Lathe
-
3
-
Jeremias Kirchschlag(er)
-
6
-
Georg Handke
-
18
-
Georg Wose in Kolben wohnhaft und eine Sommerbaudte auf Klein Auppa gibt darzu
-
18
-
Gottfried Kirchschlager
-
9
-
Zacharias Kirchschlag(er)
-
9
-
Jeremias Lathe
-
12
-
Christian Hintner
-
6
-
Georg Kirchschlager
-
18
-
David Wimmer
-
18
-
Hans Georg Schmidt
-
12
-
Tobias Broneker
-
6
-
Georg Rose [24]
-
18
-
Hans Hübner
-
18
-
Michael Steinwenderin
-
18
-
Christoph Rose
-
6
-
David Wose
-
6
-
Tobias

Lampl [25]

 
-
9
-
Jeremias Lampl
-
9
-
Georg Renner
-
8
-
Christoph Renner
-
4
-
Michäel Renner
-
6
-
Tobias Krell
-
18
-
Michl Hanke
-
10
3
Caspar Benisch
-
3
4 ½
Antoni Höfer
-
3
4 ½
Caspar Krel [26]
-
18
-
Jeremias Patz [27]
-
18
-
Hans Kirchschlager

Oberförster in diesem Revier ist zur Zeit Philip Schöbel aus Marschendorf. Er ist Untertan des Grafen Berthold von Waldstein. Seine Besoldung beträgt jährlich
24
-
-
Waldknechte sind:
Anton Kneifel, ein freier Mensch. Er hat jährlich
18
40
-

Und Gottfriedt Jansch, ebenfalls ein freier Mensch. Er hat jährlich

12

-
-

Der Oberförster Philip Schöbel hat sein eigenes Haus auf der großen Aupa (Gross-Aupa). Anton Kneifel und Gottfried Jantsch aber haben keine eigene Wohnung, sondern wohnen in Marschendorf. Marschendorf gehört den Grafen Berthold von Waldstein. Sie wohnen und leben somit in seinen Herrschaftsbereich. Dadurch befinden sie sich in einem abhängigen Verhältnis, das ihre Tätigkeit in den königlichen Wäldern beeinträchtigt. Der Oberförster muss ihnen einiges des öfteren nachsehen. Er wünscht sich, dass die beiden unverheirateten treuen königlichen Holzknechten sich eine Wohnung an geeigneten Stellen in den königlichen Wäldern erbauen dürfen und damit ihre Abhängigkeit beendet wird. Die Kommission solle dies der königlichen Kammer in Prag empfehlen. Zumal in dem Kaufvertrag mit der Gräfin Maria Magdalena Trčka von Lipa unter den Anhängen A die Wälder ausgenommen und unter B die Orte zur Erbauung von Wohnungen bzw. bebaute Orte für die königlichen Wald- oder Holzknechte in den königlichen Wäldern festgelegt worden waren. Die Eltern von Gottfried Jantsch, die freie Menschen waren und in Marschendorf wohnten, waren in Wirklichkeit Untertanen der Herrschaft Marschendorf. Der Vater von Anton Kneifel war ein freier Mensch und hat sich von der erpressten Untertänigkeit befreit.

Es scheint, das die "Alten Holzknechte" aus den Alpenländern zum Dank ihres Kommens und ihrer Tätigkeit für den Kaiser aus der Leibeigenschaft befreit waren. Diese Vermutung bedarf aber noch weiterer Beweise.


[1] Gulden
[2] Kreuzer
[3] Denare (Pfennig). 1 Gulden = 60 Kreuzer, 1 Kreuzer = 6 Denare
[4] Sagasser, siehe hierzu auch das - Urbarium der Herrschaft Hohenelbe aus dem Jahre
[5] wohl Krün
[6] Abkürzung wohl für Kirchschlager
[7] Tippelt
[8] Abkürzung wohl für Buchberger
[9] Sagasser
[10] wohl Zineker
[11] Abkürzung wohl für Buchberger
[12] Witwe nach Georg Berger
[13] Abkürzung wohl für Berger
[14] Wohl Witwe nach Georg Berauer.
[15] Lediges Weib mit FN Perauer = Berauer
[16] Perauer = Berauer
[17] Enthaler
[18] wohl Schröfel
[19] Es gab in Gross-Aupa zu dieser Zeit zwei Hans Schrefel
[20] Abgekürzt für Puchberger = Buchberger
[21] Mitlöhner
[22] wohl auch Gleisner
[23] wohl Kühnel
[24] wohl Ruse
[25] Dürfte wohl Hampel mit gemeint sein.
[26] wohl Krell
[27] Dürfte sich wohl um den FN Patsch handeln

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