von Ernst Hofer, St. Johann
Ein Vorfahre seiner Frau namens Brunecker
gehörte zu jenen Tirolern, die nach dem Niedergang des Silberbergbaues
in Schwaz um 1560/70 auf Arbeitssuche* waren. Hunderte dieser Tiroler, darunter
auch 1 Brunecker, kamen als Holzfäller und -Flößer ins Riesengebirge
(Böhmen) und siedelten sich dort an. Sie gründeten dort die Orte Gross-
und Kleinaupa, wo ihre Nachfahren über 400 Jahre lebten bis zur
Vertreibung der Deutschen durch die Tschechen im Jahre 1945.
Die Schwiegermutter Gustav Erlbecks hieß Anna Hofer und stammte aus Niederkleinaupa
in der Nähe der Schneekoppe im Riesengebirge. Gustav Erlbecks Freizeitbeschäftigung
war und ist wie er selbst sagt, "stets Heimatkunde und Ahnenforschung".
Als Mitte der 80-er Jahre die Matriken (Tauf-, Heirats- und Sterbebücher)
des zuständigen Pfarramtes Marschendorf im Archiv Zámrsk zugänglich
geworden waren, begann er dort mit der Erforschung des Ahnenstammes der Hofer
zurück bis 1642.
Dabei stieß Gustav Erlbeck immer wieder auf auffällig alpenländische
Namen, hauptsächlich aus Tirol. Eine Spur in die Alpen, welche in der sudetendeutschen
Volkstumskunde nur spärlich bekannt war. Da es sich bei den Tiroler Namen
aber um weitverbreitete Namen handelt und die Herkunft der Vorfahren der Riesengebirgler
mit 1 Ausnahme nirgends vermerkt ist, schien es aussichtslos irgendwelche
Verbindungen nachweisen zu können Namenslisten der nach ihrem Abreiseort
genannten "Schwazer" fehlen in den Archiven und in den Akten klafft
zudem eine zeitliche Lücke von rund 80 Jahren (1560 1640).
Nach jahrelangen Studien entdeckte Gustav Erlbeck durch einen glücklichen
Zufall auf einer alten Wanderkarte den Brunegger-Hof in Weißenbach. Brunecker
kamen schon vor rund 400 Jahren ins Riesengebirge und an eine Herkunft aus der
Stadt Bruneck konnte Erlbeck nie glauben, denn Holzknechte lebten nicht in der
Stadt, sondern auf dem Bauernhof.
In den letzten 3 Jahren gelang es ihm anhand von Namenslisten eine mehr als
auffällige Übereinstimmung nachzuweisen: Von den im Aupatal vorkommenden
Familiennamen kommen / kamen folgende auch im Ahrntal vor: Hofer, Brunegger,
Berger, Hüttler, Steiner und Wieser; davon allein 3 in St. Peter.
Gustav Erlbeck schließt es aus, dass es eine solche Namenskonstellation
irgendwoanders in den Alpen noch einmal geben kann, auch wenn er darauf hinweist,
dass der direkte familiäre Zusammenhang zwischen dem Aupatal und dem Ahrntal
anhand der heutigen Quellenlage nicht bewiesen werden kann.
Es gibt allerdings noch weitere Namensgleichheiten, denn Namen wie Brunnberg,
Lahntal / Lathental, Steinpent / Steinwender, Kastner oder Kröll kommen
ebenfalls sowohl im Ahrntal als auch im Aupatal vor.
Anzumerken wäre vielleicht noch, dass seit dem Bekannt Werden dieser Forschungsergebnisse
bereits mehrere Riesengebirgler das Ahrntal aufgesucht haben.
Dem Forscher und Freund Gustav Erlbeck wünsche ich, dass er bei uns im
Ahrntal noch oft an historischen Stätten nach gemeinsamen Vorfahren suchen
kann.
Geboren in Brüx, Böhmen
am 10. Juni 1916
Studium der Forstwissenschaft in Prag und in Tharandt bei Dresden
1939 Abschluss des Studiums als Diplomforstwirt
1943 große forstliche Staatsprüfung in Berlin
Leiter der staatl. Forstämter Tetschen-Bodenbach und Oberhof in
Thüringen
1954 nach Westdeutschland gekommen
arbeitet als selbstständiger Sachverständiger
1959 Rückkehr in den Forstdienst (entgegen wirtschaftl. Überlegungen)
1981 Pensionierung lebt in Kirchberg an der Iller
Hang zu Natur und Musik
Botanik ist seine große Leidenschaft
Verfasser von etwa 60 forstliche, bodenkundliche und heimatkundliche
Abhandlungen
Übersetzung wissensch. Arbeiten aus dem Tschechischen
ahnenkundlicher Betreuer mehrerer Heimatkreise
Benutzte und weiterführende Literatur (Auswahl):
Gustav Erlbeck, "Der Familienname Erlbeck. Bedeutung, Vorkommen, Personen,
adelige Geschlechter", Ebnath 1992
Gustav Erlbeck, "Älpler im Riesengebirge",
in: Ostdeutsche Familienkunde. Zeitschrift für Familiengeschichtsforschung,
50. Jahrgang (2002), Band XVI, Heft 1, Seite 156 184
Bärbel Köstler, Kleinaupa (Malá Úpa). "Das höchstgelegene
Dorf Böhmens unter der Schneekoppe"** Hildburghausen 2001
www.riesengebirgler.de
Ernst Hofer
St. Johann
Ergänzungen /
Hinweise
Herr Gustav Erlbeck verstarb am 22.07.2006 in Kirchberg / Iller.
* Sie könnten auch des Glaubenshalber aus ihren Wohnorten abgewandert sein
(siehe u. a. Chronik der Stadt Trautenau von Simon Hüttel, alte Grenzbeschreibungen
der königlich trautenauischen Wälder und das Buch "das Riesengebirge
und sein Vorland zur Zeit der Rekatholisierung" von Pfarrer Dr. Franz Xaver
Kuhn und die alte Kirche in Marschendorf ehemals III. Teil siehe anhängende
Webseiten ).
** siehe www.riesengebirgler.de / Inhalt / Büchervorstellung