Zum 50 jährigen Jubiläum der hiesigen
Sommerfrische wurde im Gasthaus des Herrn Josef Bönsch Fleischer eine kleine
Feier veranstaltet. Eingeladen waren die Herren Vorsteher von Gross-Aupa I,
II und die Gemeindevertretungen, der Sängerverein, die Lehrerschaft, Hochw.
Herr Pfarrer Kubek und viele Ortseinwohner. Auch langjährige treue Sommergäste
nahmen an dieser Feier teil. Herr Oberlehrer Löw als Obmann des hiesigen Kurvereines
begrüßte alle Erschienenen auf das herzlichste. Eine schöne ausgeschmückte Festrede,
verfasst von Herrn Oberlehrer Löw, war die Einleitung zu diesem Festabend. Ein
kleiner Abschnitt dieser Festrede sei am Anfang hier wiedergegeben. Ferner folgte
in kleinen Abschnitten der Aufstieg der Sommerfrische in diesen fünfzig Jahren.
Ein schönes Bild hierzu wurde von Herrn Adolf Bönsch Kaufmann gemalt, darstellend
ein großes Briefsiegel mit der Aufschrift der 50 jährigen Sommerfrische Gross-Aupa
1887 1937. Dieses Siegel wurde vervielfältigt und zu Verschlussmarken
auf Korrespondenzen verwendet. Herr Oberlehrer Löw sprach folgende Worte:
"Mitten im Riesengebirge, in Rübezahls des Berggeistes Jahrtausende altem
Reiche liegt ein Kirchdorf. Die Häuser verstreut an den grünen Berghängen, die
umkränzenden Berge von ausgedehnten Wäldern bedeckt. Die Bewohner ringen dem
kargen Boden das Notwendigste für das Vieh ab. Die Männer gehen meistens in
die herrschaftlichen Wälder arbeiten, nur, wenn die Erzeugnisse der Milchwirtschaft
zum Händler getragen werden, oder Einkäufe im Tale besorgt werden müssen, ebenso,
wenn Sonntags zur Kirche gegangen wird, kommt der Gebirgler ins Tal. Weltfremd
und verschlossen lebt er ein arbeitsreiches beschwerliches Dasein. Sein Gesichskreis
reicht nicht über das Nachbardorf, ein Weg nach Trautenau bedeutet für ihn eine
Reise. Kommt ein Fremder in den Ort, der es sogar wagt, in des Berggeistes Reich
herumzusteigen, wird er wohl von der Seite scheu, oft mit einem Kopfschütteln
angesehen.
Da kommt eines Tages ein fremder Herr mit seinem Sohn aus Wolfshau über den
Gebirgskamm nach Petzer zum Nachtquartier in den "Petzerkretscham".
Sie sahen das schöne Aupatal liegen und beschlossen, noch weiter zu gehen. An
der Kirche in Gross-Aupa kehrten sie in Prellers "Gasthaus zur Post"
zu einem frischen Trunk ein, setzten sich gegenüber in die Laube (Ecke Pfarrhausgarten
und Felsen) und kamen bald ins Gespräch mit drei überaus freundlichen Einwohnern.
Der erste, der sie ansprach, war der junge Lehrer Burger, die anderen waren
Lehrer Zedek und der Urlasmüller Wilhelm Richter. Es gefiel ihnen hier so sehr,
dass er schon im nächsten Jahre mit der ganzen Familie hierher kam. Ein kleines
niedliches Häuschen, genannt das "Puppenhäuschen" wurde bald gefunden,
das sich so recht zur gemütlichen Bleibe eignete. Wie sich aus dem einmaligen
Besuche viele wurden und die Zahl der Familien, die nach Gross-Aupa kamen, immer
mehr wurden, dass berichtete Frau Gertrud von der Velde, Lehrerin der Zeit Görlitz
selbst, in launiger Weise. Seit diesem Jahr brachten die ersten Besucher immer
wieder neue Gäste hierher und verstanden es, sich für die Schönheit unserer
Berge zu begeistern. In diesem Jahre nahm die Zahl der Besucher zu. Die Ortsbewohner
nahmen die Fremden anfangs wohl etwas zurückhaltend auf, bald schmolz das Eis
und die Verschlossenheit wich, die dem Gebirgler eigen ist und die Gäste wurden
später als wie zur Familie gehörend aufgenommen. Es bildete sich ein freundschaftliches
Verhältnis, das in spätere Jahrzehnte dauert und das die Gäste immer wieder
nach Gross-Aupa zog und sie hätten gewiss vor Sehnsucht nicht ausgehalten, ein
Jahr einmal nicht hierher zu kommen. Besonders ein Mann im Orte verstand es,
die Fremden heranzuziehen, es war dies der Herr Dechant Vinzenz Kröhn, ein Volkspriester,
der in seiner leutseligen Weise die Gäste schöne Spaziergänge führte, ihnen
alle Auskünfte gerne erteilte, mit ihnen Wanderungen unternahm. Er kann als
der erste Förderer des Fremdenverkehrs angesehen zu werden und ihm gebührt daher
Verehrung und Anerkennung. Denn groß sind die Verdienste, die er sich bei der
Entwicklung der Sommerfrische Gross-Aupa erworben hat. Der damalige Verschönerungsverein
hat auch diese seine Verdienste anerkannt und ihm ein bleibendes Denkmal, oberhalb
der Kirche, am Wege, so heißt diese Anlage „Dechant Kröhn-Allee“. Als die Zahl
der Gäste mit jedem Jahr zunahm, so sahen die Ortsbewohner bald ein, dass es
notwendig sei, den Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen,
bequeme Spazierwege anzulegen, Ruheplätze zu schaffen und überhaupt etwas zu
tun, was zur Verschönerung des Ortes beitrage.
Nach dem Muster der Statuten des Verschönerungsvereines Trautenau wurde auch
in Gross-Aupa ein Anpflanzungs- und Verschönerungsverein ins Leben gerufen.
Am 10. März 1892 wurde die ersten Statuten von nachstehenden Amtswaltern gefertigt:
Ignaz Dix, Fabrikbesitzer als Obmann Oberlehrer Josef Kohl, Obmann-Stellvertreter
Lehrer Alfred Burger, Schriftführer Lehrer Adolf Zedek, Kassierer Hermann Hofer,
Holzschleiferei, Förster Josef Knaute und Johann Mitzinger Gärtler als Ausschußmitglieder.
Die gründende Versammlung soll am 29. April 1892 stattgefunden haben. Erst aus
dem Jahre 1903 ist ein Prospekt und eine Kurliste vorhanden, die lautet:
Sommerfrische Gross-Aupa und Petzer, ein Beweis dafür, dass zu damaligen Zeiten
es möglich war, gemeinsam zu arbeiten, ohne Konkurrenzneid. Damals wurde Gross-Aupa
und Petzer zusammen von 135 Personen besucht.
Gross-Aupa hatte damals 18 Vermieter mit 53 Zimmern und 115 Betten. Petzer hatte
14 Vermieter mit 57 Zimmern und 128 Betten. Damals wurden auch schon Wannenbäder
angepriesen und so bei Vinzenz Bönsch in Gross-Aupa. Die Bäder waren mit Kacheln
ausgelegt. Eine Fußnote ist auch auf den Prospekten bezeichnet für die Einstellung
der damaligen Geistlichen, der längeren Aufenthalt in der Sommerfrische nimmt,
ein Meßstipendium täglich. Damals mag auch eine Gebirgswanderung als eine besondere
Leistung gegolten haben und nicht so ohne weiteres zu unternehmen gewesen sein,
denn es heißt daselbst, Zu Hochgebirgstouren ist in Petzer eine Führerstation
des Ö.R.G.-Vereines. Die Preise richten sich nach der Entfernung und sind festgesetzt.
Auch Stuhlträger sind daselbst zu haben.
Das Jahr 1904 zeigt schon 180 Besucher. Von diesem Jahre an war Petzer
von Gross-Aupa getrennt und gab eigene Kurlisten heraus.
1905 besuchten Gross-Aupa 184 Parteien mit 345 Personen, davon war 137
aus Österreich, 203 aus Deutschland und 5 aus England. An Spenden langten ein:
195 Kr. und 2 M 50 Pf. Gross-Aupa hatte damals schon 31 Vermieter mit 88 Zimmern
und 94 Betten.
1906 waren hier 216 Parteien mit 417 Personen, 137 aus Österreich, 275
aus Deutschland, 1 aus Amerika und 4 aus Russland.
1907 hatte Aupa schon 44 Vermieter mit 134 Zimmern und 276 Betten, damals
waren schon 500 Besucher und 25. 000 Touristen gezählt. Interessenhalber sind
die Bettpreise hier angegeben von damals: für 1 Bett pro Woche 8-10, 15-20 Kr.
1908 wurden schon 6 Kurlisten herausgegeben mit 219 Parteien und 424
Personen, 109 aus Österreich, 307 aus Deutschland, 1 aus Norwegen, 1 aus der
Schweiz und 6 aus Südamerika.
1909 233 Parteien mit 440 Personen: 97 aus Österreich, 343 aus Deutschland,
1 aus Afrika.
1913 322 Parteien mit 660 Personen: 11 aus Österreich, 543 aus Deutschland,
1 aus Australien..
1914 war der Besuch schon zurückgegangen, denn es waren nur 250 Parteien
mit 552 Personen. Schon 1912 wurden die Verdienste einiger Mitglieder und Gäste
geehrt und diese zu Ehrenmitgliedern ernannt. Es waren dies: Herr Berthold von
der Velde, weil derselbe schon 25 Jahre Gross-Aupa besuchte, ferner die Herren
Alfred Burger, Vinzenz Bönsch, Rudolf Dix, Josef Meissner, Berthold Richter
und Pfarrer Erben. Im Jahre 1926 wurde Herr Alfred von der Velde statt seinem
verstorbenen Bruder zum Ehrenmitglied ernannt, ebenso Herr Fritz Kluge Trautenau.
Gerade bei der Ernennung dieser Ehrenmitglieder müssen wir leider feststellen,
dass der größte Teil dieser verdienstvollen Männer nicht mehr unter den Lebenden
sind. In der Geschichte des Vereins werden sie aber nicht vergessen und wir
werden ihnen stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Ich will, betonte Herr Oberlehrer
Löw, auch die Gelegenheit nicht versäumen, um die uneigennützige Schaffensfreude
und Begeisterung der damaligen Mitglieder hervor zu heben. Wenn gleich manche
Lücken in den Aufzeichnungen aus jener Zeit sind, so liegt das nicht an den
jeweiligen Amtswaltern, als vielmehr an verschiedenen Umständen, wodurch manches
in Verlust gerät. Auf jeden Fall könnten wir uns an unseren Vorfahren in der
Vereinstätigkeit ein Vorbild nehmen und trachten, dass wir auch Gleiches für
unsere schöne Bergheimat leisten. Während des ersten Weltkrieges wurde notgedrungen
die Tätigkeit eingeschränkt.
Als sich doch die Verhältnisse gebessert hatten, nahm der Besuch von selbst
wieder zu, und so kam es, dass 1926 wieder 1 100 Sommergäste und 80 Wintergäste
gezählt wurden. Auch liefen in diesem Jahre bereits 3. 023 Kr. an Spenden ein.
Um den Zeitverhältnissen zu entsprechen, wurde beschlossen, den Namen des Vereines
in Kur- und Verschönerungsverein zu ändern. In den nächsten Jahren nahm die
bereits 3. 023 Kr. an Spenden ein. Um den Zeitverhältnissen zu entsprechen,
wurde beschlossen, den Namen des Vereines in Kur- und Verschönerungsverein zu
ändern. In den nächsten Jahren nahm die Besucherzahl mit jedem Jahre wieder
immer mehr zu, so waren
1928 2. 151 Sommergäste hier u. z. 232 aus Prag, 241 aus der C.S.R.
und 1 660 aus Deutschland.
1929 stieg die Besucherzahl auf 3. 000 Personen.
Der Verein zählt 122 Mitglieder.
1930 wurden 2. 590 gezählt.
1931 ging die Besucherzahl besonders aus Deutschland stark zurück und
es waren nur 1. 546 Gäste hier. In diesen Jahren wurden wieder eigene Kurlisten
herausgegeben. Die Vereinsleitung konnte sich diesen Luxus leisten, hatte sie
doch genügend Gelder zur Verfügung.
In Folge verschiedener Geld- und Grenzschwierigkeiten ging die Besucherzahl
aus dem Deutschen Reiche immer mehr zurück. 1932 wurde die Sommerfrische nur
von 950 Personen besucht. Dies war auch in den nächsten Jahren der Fall. Eines
ist wohl zu berücksichtigen, dass sich der Wintersport immer mehr ausgebreitet
hat, demnach mehr Winter- als Sommergäste sind. In dem vergangenen Winter war
dies besonders mehr zu spüren, nur sind es nur wenige Tage, an denen die Wohnungen
besetzt sind, während die übrige Zeit alles leer steht.
In der Erkenntnis, dass für eine aufstrebende Sommerfrische auch ein einwandfreies
Trinkwasser benötigt, haben die Gemeinden eine Hochquellenwasserleitung erbaut.
Kostenaufwand 1 Million Kr.
Hoffen wir, dass für unsere Heimat bald eine bessere Zukunft, wo der Fremdenzustrom
nicht nur die frühere Höhe erreicht, sondern auch bedeutend übertrifft. Dies
ist der Wunsch aller für die kommenden Jahre. Als Zeichen der bescheidenen Anerkennung
als erste Besucher des Ortes wurde den Mitgliedern der Familie von der Velde
ein Ehrenbrief und 2 Bilder von Gross-Aupa überreicht. Die gleiche Verehrung
wurde auch Frau Goertz zuteil, die mit dem heutigen Tage schon 4 Jahrzehnt nach
Gross-Aupa kommt."
Mit diesen Worten beschloß der Obmann Herr Oberlehrer Löw die Festrede.