Die Wasserleitung zur Schneekoppe

Peter Schulz

Bis zum Frühjahr 1913 wurde das Trinkwasser für die Koppenhäuser von den Koppenträgern auf die Schneekoppe getragen. Das Wasser fassten sie an der Goldquelle am Gehängeweg bei der Kleinen Koppe in kleinen Fässern und trugen es auf Kopfhocken hinauf. Eine beschwerliche Arbeit. Das bisschen Regenwasser, das von den Dächern der Koppenhäuser aufgefangen wurde, war ungenießbar und reichte bei weiten nicht aus. Auch alle anderen Lebensmittel und Gerätschaften mussten damals von den Koppenträgern herauf getragen werden. Der Tourismus im Gebirge nahm zu der Zeit stetig zu, hervorgerufen durch die Riesengebirgsvereine auf beiden Seiten des Gebirges und die damit verbundene Erschließung des Gebirges (Wegebau und Wegweiser). Die Dörfer wurden durch die gegründeten Verschönerungsvereine für den Fremdenverkehr attraktiver gestaltet. Die Bewohner der Gebirgsdörfer und der -bauden erhielten durch den Fremdenverkehr eine weitere Verdienstmöglichkeit.

Bekannte Koppenträger waren die Hofers von Gross-Aupa. Auf den Bergfriedhof von Gross-Aupa ist der wohl bekannteste Koppenträger Robert Hofer beerdigt. Auf der angebrachten Glastafel kann man den Koppenträger in Aktion sehen.

Die Kosten nur für das Wassertragen wurden damals mit ca. 3000 Mark jährlich angegeben.

Die Koppenbauden waren von dem auf der schlesischen Seite liegenden Goldquelle abhängig. Durch den steigenden Fremdenverkehr und die damit verbundene Bewirtung stieg der Wasserverbrauch ständig an.

Von daher beauftragte im Herbst 1910 die Gräfliche Czerninsche Grundherrschaft die Nordböhmische Wasserbau-Aktiengesellschaft in Aussig mit der Projektierung einer Wasserleitung auf die Schneekoppe. Die Projektierung wurde von dem technischen Mitarbeiter der Wasserbau-Aktiengesellschaft Aussig Dipl.-Ing. Karl Pless vorgenommen.



Das Maschinenhaus heute.

Der Kern der Wasserversorgungsanlage bildet das Maschinenhaus, das sich in 1130 m Höhe befindet, dort wo der Weg von der Bergschmiede zur Riesenbaude den Kiesgraben schneidet. Das Maschinenhaus wurde teilweise in den Felsen eingelassen und wurde äußerlich dem Gebirgscharakter angepasst. Auf dem Südwestabhang im Bereich des Kiesgrabens wurden in 1210 bis 1250 m Höhe drei Quellen mittels Drainagen in drei Sammelschächten zusammengefasst. Das unterste Becken liegt in 1210 m Höhe. Aus ihm floss das Wasser durch ein 50 mm starkes Rohr noch 150 m tiefer in das Maschinenhaus. Durch speziell gestaltete Schaufeln des Rades der Peltonturbine (Freistrahlturbine) wurde diese durch die ankommende Wasserkraft in Bewegung gesetzt. Mit der Turbine ist eine vertikale Kolbenpumpe verbunden, welches das Wasser durch eine Leitung aus Mannesmannröhren bis in die Böhmische Baude auf das Plateau der Schneekoppe beförderte. Dort wurde es in einem bis zu 30 Hektoliter fassenden eisernen Becken im Obergeschoss gesammelt. Der Durchmesser der Wasserleitung betrug 40 mm und der zu überwindende Höhenunterschied betrug ca. 392 m.


Für die Verlegung der 700m langen Leitung wurden italienische Steinfacharbeiter eingesetzt. Diese sprengten einen 2,50m tiefen Graben zur frostfreien Verlegung der Rohrleitung in das Urgestein. Der klirrende Frost und die Schneemassen bereiteten den Ausführenden nicht unerhebliche Probleme. Der obere Teil der Leitung wurde mit Kork gegen die Witterungseinflüssen geschützt.

Der Bau des Maschinenhauses wurde von einheimischen Handwerkern durchgeführt. Polier war der Wenzel Drescher aus Hermannseifen Nr. 195. Seine Initialen W. D. wurden an der Vorderseite des Gebäudes im Mörtel eingelassen.

Das Peltonpumpwerk förderte je nach Leistung der gefassten Quellen in 24 Stunden zwischen 20 bis 40 Hektoliter in das Koppenreservoir. Zur Reserve wurde in dem Maschinenhaus noch ein Benzinmotor mit 6,5 PS aufgestellt. Hiermit wurde eine liegende Differentialpumpe mittels eines Riemens angetrieben. Sie war in der Lage 2220 Liter pro Stunde in das Becken der Böhmischen Baude zu pumpen.

Die Anlage wurde im Frühjahr 1913 in Betrieb genommen. Die Kosten der gesamten Anlage beliefen sich auf rund 50 000 Kronen. Der Koppenwirt musste anfangs jährlich für die 4 Sommermonate während der Benutzung an die Czerninsche Herrschaft 5250 Kronen bezahlen. Zusätzlich musste er den Benzinmotor auf eigene Kosten unterhalten.

Die Firma Bill & Co von Aussig beauftragte das Fotoatelier Spatier in Trautenau mit der fotografischen Dokumentation der Baumaßnahme. Die Fotos wurden von dem Mitarbeiter Rudolf Patzelt aus Trautenau erstellt.

Ab 1950 setzte der Verfall der Anlage ein. Heute ist das Maschinenhaus ein technisches Denkmal, das auf den Weg von und zur Schneekoppe besichtigt werden kann.

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