17. Mal 1945; Gegen 9 Uhr vormittags
wird der Hotelier Albert vom Hotel "Sudetenland" zum Gemeindeamt gerufen,
gegen 2 Uhr von einem tschechischen Leutnant der im Hotel einquartierten Soldaten
auf viele Bitten der Frau Albert wieder herausgeholt. Was auf dem "Vybor"
mit Albert geschahen ist, durfte und konnte er nicht sagen. Doch, sein Anblick,
verriet es: Albert war schauderhaft, zugerichtet. Daheim stand er unter Bewachung.
Am nächsten Tage wurde er nach Eipel fortgeschafft, bis zum Juli grausam gequält,
dann erschossen.
Am gleichen Tage wurden um 13 Uhr der Spediteur Adolf Berauer, Bruder des Skiweltmeisters
Gustl Berauer, und der Besitzer der "Schneekoppe" in Petzer, Richard
Kneifel, telefonisch, sehr höflich auf das Gemeindeamt gebeten, während der
Inhaber des "Cafe Corso", Dworschak, von einem in Petzer als Friseur
tätig gewesenen Tschechen aus Trautenau dorthin geholt wurde. Kurz darauf kam
ein kleiner roter Autobus mit 20 Partisanen und brachte den Bürgermeister von
Gross-Aupa, Ing. Fritz Preller.
Hier im Gemeindeamt von Petzer wurden die vier unschuldigen Männer geknebelt;
mit an die Brust angelegten Knien zusammengebunden und gepeitscht bis sie bluteten.
Bei eingetretener Bewusstlosigkeit wurden sie mit Wasser aus dem vorüberfließenden
Grünbach überschüttet, damit sie die Schmerzen wieder verspürten und die grausame
Prozedur von neuem beginnen konnte. So trieben es die betrunkenen Bestien in
Menschengestalt von 13 bis 17 Uhr. Der Platz um das Gemeindehaus war abgesperrt,
obzwar die einziger Verkehrsstraße dort vorbeiführt. Es sollte niemand, von
diesen Greueln, etwas hören oder sehen, da man sie ja nicht rechtfertigen konnte.
Die Opfer waren leicht erreichbar gewesene Deutsche, das war der einzige Grund,
zur Misshandlung.
Gegen 17 Uhr wurde der bereits erwähnte Autobus nahe an die Haustür des Gemeindehauses
gefahren und die armen, zerfleischten. Männer in ihn hineingestoßen. Während
sich die Soldateska hineinsetzte, mussten die halb Erschlagenen stehen. Nur
an der Gestalt hat man sie beim Vorüberfahren erkannt. Die Gesichter waren blau
und zur Unkenntlichkeit aufgeschwollen. In Großaupa gingen die Bewohner gerade
zur Maiandacht, als der Autobus vorbeikam. Sie hörten die Männer um Hilfe und
vor Schmerzen schreien. An der "Kreuzschenke"' wurde die Straße nach
Kleinaupa abgesperrt. Der Autobus fuhr nun von hier aus bis zur sogenannten
"Schwarzen Kammer". Dort haben die Henker ihr Werk vollendet. Die
Männer wurden erschlagen oder erschossen und eingescharrt. Ob dabei alle bereits
tot waren, lässt sich heute natürlich nicht mehr feststellen; aber wir kennen
ja solche "Beerdigungen"' von anderen Fällen her.
Acht Tage später bemerkten die Bewohner von Kleinaupa unweit der Straße einen
Leichengeruch. Auf Grund von Nachforschungen wurde dann die Leiche des Preller
gefunden. Eine Obduktion ergab, dass innere Organe abgeschlagen waren. Schließlich
durfte die Leiche auf dem Friedhof in Großaupa beigesetzt werden. Viele wussten,
dass die anderen drei Männer nicht weit davon liegen konnten, doch ihre Gräber
zu suchen, hätte nur unter Lebensgefahr geschehen können. Im August 1945 bat
es eine mutige Frau gewagt und die Leichen gefunden. Man hatte Steine auf sie
gewälzt und sie mit Reisig bedeckt. Die Leichen waren nur mit Hilfe der Kleidung
zu identifizieren ...
Falls es noch Zeugen zu diesem Tatsachenbericht bedarf: die Verwandten der Opfer
und die ehemaligen Einwohner von Großaupa und Petzer bürgen für die Wahrheit
obiger Schilderung. Einer der Partisanen, die sich an diesem Massenmord beteiligt
haben, soll übrigens heute in der russ. Zone leben, wohin er einer ausgesiedelten
Frau nachfolgte.
(H.)
Anmerkung:
Während meiner langen Gesprächen mit Fritz Kneifel, erklärte er mir, dass man
den Preller vom Felsen gestoßen hätte und man ihn nur an seinen künstlichen
Darmausgang identifizieren konnte.