So wurde im oberen Aupatal gesprochen – Mundart

Quelle: "Aus Rübezahls Heimat" – Jahrgang 1950

Meine erschte Koppapartie

von Hans Dix, Langenhagen

Meine lieben Landsleute!

Wenn auch alle Verbindungen und Fäden zu unserer geliebten Heimat auf die gemeinste und ruchloseste Art und Weise zerschnitten wurden, so bleibt uns doch noch eine letzte Brücke zu ihr – die uns gottlob auch unsere ärgsten Feinde nicht rauben konnten – die "Erinnerung". Darum will ich versuchen, Euch liebe Heimatfreunde, für einige Minuten mit nachfolgenden Zeilen auf dieser Brücke heimzuführen in das Herz unseres lieben Riesengebirges, in Rübezahls gottbegnadetes Reich.

’s war ne Offasschande on a gruß Malör,
wenn jemand aus ons’rer Mette – ei früham Zeita –
noch ne of do Schniekoppe remgelotscht on remgetrompelt wär.
Drem will ich noch besta Kräfta mich bemühn,
die Eidrecke menner erschta Kopparese Eich eizogeschiehn.
Kamm hot ich ols klenner Jonge die irschta langa Höslan kriecht –
die henda ne zom Kneppa ginga –
durft ich o em zeit´cha Sonntich-Morcha –
zom Zejch menner neia Würde –
mit of die Koppe, eis Huchgebirche.
Do gings erseht of die steile Hoferköppe,
tief onder ons soch ma die Höherbrecke.
Om Emma-Wache fort, lief sichs om Moose wie of wech’m Felze,
zo beda Seita tschukta überol die Kapplan schien bemolter Pelze.
Rutkoppa, Tonzoppa –
Rilicha on Potterschwammlan, Ziechaleppe,
Pfefferling on Bowist eim Gestreppe –
Hosalurwal, Kotzapfietlan, Omsahaffa, Satanspelze,
Herschalosung, Fichtaspargel, Bärentotze eim Gehölze –
Blobeerkrettich, Teibliche on Schampinjon,
rut geft’che Fliechapelze ei grußer Zohl –
sugor mit weßa Krachlan ond’r do Metze,
a Hut mit weißa Zockalan bestreet –
glebt´s ok –
do ganze Pusch wor wie besät.
Su kom’mr zo do Mohornmühle,
bem Wosser, do wors noch, recht kühle;
dann gings barguf zor Leischnerbaude,
on do erscht machta mir n’ läng’re Pause.
Dos, liewe Leitlan wor eich a Wag!
Die neia Schue quetschta ganz obscheilich,
do Mocha zweckte,
do Rocksack dreckte –
die langa Hosa wurn mo immer länger;
die Sonne schien schun heeß,
vo alle Backa lief do Schweeß.
Olls truch ich schien gedoldich – sort’ ken Ton –,
denn wensaln wär n’ Schande gewast,
für su en freschgebackna Mon.
Drem wor a beßla Ruhn gor ne zo verachta,
su daß ma kunnt recht mit Bedocht die wunderschiene Welt betrachta.
On zengsrem schwirrta Bienlan, Hummal, Schmetterlinge –
olle wor’n se guder Denge –;
denn tausend Erikas – ach, wor´n dos herzliche Mädlan mit gelb-rut-bloa Kledlan –
die hottas da lofticha Freiarn ogeton;
drem stemmta die Sänger a schun o a, erschta Ton.
Dos jubilierte, sommte, brommte on zirpte unbeschwert
’s uralde, ewiche Riesagebergs-Sinfoniekonzert.
On aus feinstom Blumakelch kriecht jeder fesche Musikant
zom Dank vo senner Jompfer a Tröpla Nektar eigeschankt.
’n guschv´ll Schwarzbeern met a Kroste treich’m Brut,
die machta ons dann wieder frescha Mut,
on wetter gings do Koppe zu.
Echkatzlan, flenk on recht possierlich, huschta über lange Äste,
guckta ängstlich henderm Stomme rem,
schempfta of die unerwenschta Gäste.
Dort wieder hender em klenn Tannla
do macht a Hose a neckisch Mannla;
doch wie man wullte geschwende toppa,
macht ha sich hortich of die Socka.
Bal fuhr n’Maus eis Loch wie a geölter Blitz –
dort metta ei em Schloche stond ’n Rehgeiß mit em Kitz,
eim ruta Kappla zemmert sich a Specht
ei em faula Baame n’ feine Kenderstub’ zorecht.
Of emol fuhr do Schreck ons ei die Knocha,
dos Hartze tot ei Rock on Mieder pocha;
’n geftiche Otter sonnte schlängelnd sich om Wache
on brocht’ ons ei ’n gefährliche Lache.
Doch eh mo wieder koma langsam zo Vrstande,
wor die verfluchte Schlange schun ausgereckt
eim Steengeröll on Sande.
A Rudel Hirscha ein Huchwald tief zo Holze zuch,
om ollerhichsta Baame a Auerhohn eim Balz, die Fadan zo em Rode schluch.
Tief eim Tole fiel a Schuß –
dohagesort, mir hotta kene lange Weile –
’s wor immerzu wos lus.
Mit ausgepompta Longa
hott’ mo endlich dos letzte steile Steck berwonga;
on mir lost’cha Wandervöchel
stonta om loft’cha Koppakechel.
Vier gude Stonda hott´ mo müssa die Beene ei die Hände nahma –
nu kom do vodiente Luhn –
dos wunderschiene Koppapanorama.
Die Müdichket hott’ ich eim Nu verlurn,
flenk kruch ich ols erschter of a Aussichtsturm.
Ganz miserabel wur mo plotze jetzt do ei do Hieh,
mir zitterta on schlotterta die Knie,
für Schwendl wur ich fost ganz blend,
laut heilt on pfef do scharfe Koppawend.
Do packt mich jemand sacht beim, Orme on zerrt mich zo sem Fernruhr fort;
’s wor Koppawächter Grabier, da Fremda zeicht die Aussicht dort.*)
Gepotzt on finklich wor dos Glos – dos hott’ da Mon wull weg –
do soch ma ne a klennste Fliechadreck.
Neigierich, wie ich nu schun wor,
gofft ich ganz pucklich durch dos "gläserne Tor".
Wos ich do soch?
Rechts die Schwarze Koppe, lenks die Geiergucke,
en Koppaträcher mit a grußa Hocke –
die Riesa- on die Wiesabaude,
a aldes Weiwla ei a bloa Haube –
weit henda die Prenz-Heinrichbaude,
dos Huche Rod, die Mettichsteene,
beim Grußa Teiche soß a Mädla ne alleene
on sonnte sich die weißa Beene.
Ich soch bis ei die Schläse nei:
Do onda locha Schreiberhau on Hirschbarg zo men Füßa –
oll’s kom em do su nohnde für –
vo Bröckabarg hätt’ ma zom Kromma Hübel könna kricha.
Landshut, Reinerz on Cudowa,
na, ’s wär viel mejer noch zo lowa.
Die Schläs’scha Barche grüßta rüwer,
on eben pröllte der geft’che Zotabarg
’n klassische Stelle aus Götz vo Berlichingen
zum würdicha Altvater hinüwer.
On wie n’ grüße feiriche Kugel die Sonne do kom bemolt.
on hott’ mit rut on galer Forbe a Himmel wunderschien gemolt.
Doch vo do Schläse hott’ ich nu genug gesahn –
drem tot ich meine Blecke jetzt eis Biemsche lenka,
on mußte mich mitsomt dam Gucker em 180 Grade schwenka.
Dos neie Beld – bis heite ho ichs noch für Aacha –
dos war on will ich seilatich ne vergassa!
Meine Gucka die wurn gruß on rond –
denn gerodewags für menner Nose –
loch tief do mächtiche Riesagrond.
Leis’ plätscherte die Appe do zo Tole –
doch jetze, sa’t ok – mit einemmole, geschossa wie aus a Pistole –
saust Knaute-Förschtersch Hond
über a soft’cha Wiesagrond.
En Riechbock hott’ a ufgestöbert aus sem wecha Bette
on beede spronga nu zosomma lostich em die Wette.
Onderdes’ mit Podagra on Hexaschuß
sei alder Herr eim Wertshaus mit Verdruß
spielt en Tarok mit sener Klecke –
Spielteifel hott’a om Genecke –
ha schempft on heet die Trempfe of a Tisch,
leicht on flucht noch Forschtmanier,
doß zor Decke tretscht dos gude Pelsner Bier.
Doch der Erfolg so beeda wor:
Waldi hot a Bock ne kriecht – noch Odom a nu schnoppt –,
sei Herr a Laderwatschka zieht – on seine Schold beroppt.
Doch dort – nee guck ich denn a recht!
Dort hender a graua Nabelwand,
’n knorplicha Stecka ei do Hand,
soch ich a Barggeist Rüwazohl verdrießlich of em Fels’n hocka
on tot sich sei geschnetztes Pfeifla stoppa.
Die Stirn hott’ ha geronzelt, die Faust gebollt,
’s Gesecht entstellt für Wut on Groll.
Wos Teifel wor ein Rüwazohl gefohrn?
Worüber hott’ ha sich zo beklo’rn?
Die arma Zwerchlan lieda gruße Nut;
die wullta ihr’m Herrn gan helfa ei senner Wut:
sie hoppta em a rem, krucha üwer Knieholz, Wurzal, Steene –
sie schlucha ganze Porzelbeeme,
sie kaulta über olle Schranka
em a derbusta Rüwazohl
zo bringa of andere Gedanka.
Wos hott’ sich ei senn Barcha zugetrohn?
Ich will’s Eich unverhohla leise sohrn:
A Biemak – wull aus Prelouc oder Podebrad –
mit Powidl – Kolacen überfrassa –
da hott’ die biese Launa des Barggeists om Gewessa;
denn da hott’m ei sei Heiligtum, eis Lostgartla – – – gemacht
on hott’ a noch uwadruf a Rübazohl frech ausgelacht.
Habmichlieb, Teifelsbort on bloer Enzian
hotta als Zeicha bei da Schandtat verschämt zugesahn.
’n sette Sauerei ei sem heilichsta Reeche
verdiente ne ok tausend Streeche,
die müßte jeda Menscha wull verdrissa,
a wenn a nee hieß Rüwazohl,
on nee wär Herr do Berche,
on nee Gebieter über suviel Zwerche.
Doch wie sullt’ ha da frecha Frevler jetzt bestrofa?
Sullt’ a ’n mit sem Knieholzstecka behandal?
oder ein’n Fels’n verwandal?
A spekulierte hie on ha – ha on hie –
endlich schmunzelt a ei senn strupp’cha Bort;
a hott ’n Wag gefonda – a wull kenn Mord
a’ schankte ihm sei Lawa, a ließ a ruhlich ziehn,
bis a später vo salber reif wur’ . . .

– – – – – – – – – – – – – – – –

Obwull ich eis Glos noch emol schärfer guck –
verschwonda wor da ganze Spuck.
Gebliewa worn die viela Barche, die donkla Wälder,
der Appe weißes Selberband,
on aus do weita Ferne guckta a poor Bauda
aus spennwebdönner Nabelwand.
Die Sonne scheckte ihre letzta goldna Strohla
noch emol übers weite Panorama
on mohnte ons zom Obschied nahma.
A letzter Bleck – noch emol em on dem gegofft,
dann bin ich, schun ganz tab on blend
die steile Stieche wieder no getofft.
Om kürzta Wache, mit langa Schrieta wir rotschta, kaulta, spronga –
wie recht luse Schusterjunga –
stolperta mem ganza Gewechte, of die Gusche, ofs Gesechte.
Durch Petzer gings mit Sang on Klang –
’s wur langsam Owert –
die Grußappner zucha schun a Glockastrang.
Beim Kerchaseff wur eigekehrt.
Gecher a Honger on a Durscht,
kaft mo ons noch ’n fette Lawerwurscht.
Die Grußa ower, die bleen "stilecht" o dam Tache;
die tronka Bier on oßa schtenknicha Koppakase.
Su noch em Stendla worn mo nu doheeme,
die Mutter kom schunn ei die keene.
A poor Aprnaplatzka ho ich noch verdreckt,
dann wur ich a schunn eis Bette gesteckt.
A Herschenseltpfloster kom noch of die gequetschta Blosa,
ro zuch ma mir die neia eigeweihta langa Hosa,
dann wors mit menner Besennung aus –
ich wor erledicht – wie ’n tute Kirchamaus.
Ower eim Traame,
soch ich a Rüwazohl zom letztamol hender em Baame
Dos, liewe Landsleit, wor mei erschter Koppagang.
Wenn ich dro denk,
für Heemwieh war ich noch ganz krank.
Doch wenn´s amol seilt heßa "’s sieht wieder heem!"
ei Rüwazohls grüne Barche – fürwohr, ihr könnt m’rsch glewa – ich denk –
doß schunn om nächsta Toche ich Eich vo menner Koppe ro
zum Gruß mei aldes Hütla schwenk.
On ganz zom Schluß ruff ich Eich noch zu:
"Sulang ei onsa liewa Barcha
do Kuckuck –"Kuckuck"! – on nee "Koukej" ruft –
gat ok die Hoffnung of a Wiedosahn mim Rüwazohl erseht recht ne uf!


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