Kaiserdenkmal – Josef II.

Peter Schulz




Kaiser Josef II.

Im Memorabilenbuch Von Gross-Aupa ist zum Kaiserdenkmal nachstehendes vermerkt:

"Nach langjährigen Bemühungen des hiesigen Anpflanzungs- und Verschönerungsvereines und einem Kostenaufwande von 4 426 Kr. 95 hl konnte am 23. August 1908 das Standbild Kaiser Josef II. enthüllt werden. Am Vorabend fand ein von Petzer ausgehender Fackelzug statt, an dem sich etwa 200 Personen beteiligten. Gross-Aupa war illuminiert. Aus den hochgelegenen Häusern schimmerten überall Lichter. Leider war das Wetter das denkbar ungünstigste. Es regnete in Strömen, der darauf folgende Festtag war mehr vom Wetter begünstigt. Gross-Aupa I und II prangte in reichen Fahnenschmuck.

Aus der Nachbarschaft, selbst aus Trautenau kamen Vereine angerückt. Am Eingange des Dorfes bei Nr. 62 I Teil und Nr. 140 II Teil waren Ehrenpforten errichtet, wo die Gäste welche zu Fuß und in Wagen herbeiströmten, vom Festausschuss willkommen geheißen wurden. Oberhalb des Mitlöhnerischen Gasthauses II/139 fand die Aufstellung des Festzuges statt, den Herr Lehrer Alfred Burger arangierte. Radfahrer mit geschmückten Rädern eröffneten denselben. Dann schritt der Festredner Abgeordneter K. H. Wolf sowie Abgeordneter Josef Kasper.
An Vereinen nahmen an dem Festzug teil: Die Veteranen Vereine Marschendorf 4 Teil, Kleinaupa, Gross-Aupa und Schwarzental. Die Feuerwehren: Albendorf, Dunkeltal, Grossaupa, Petzer, Freiheit, Oberkleinaupa, Niederkleinaupa und Marschendorf 4 Teil. Radfahrerverein Freiheit, Bund der Deutschen in Böhmen / Ortsgruppe Marschendorf, Gehilfen-Verein Freiheit, Turnverein Freiheit, Deutscher Klub Trautenau, Gesangverein Marschendorf 4 Teil und Gesangverein Gross-Aupa. Vollzählig war die Gemeindevertretung anwesend. Ferner Schriftsteller Ferdinand Gruner Trautenau in Vertretung des deutschen Volksrates, der Presse u.s.w.
Der Festzug, in dem 3 Musikkapellen marschierten, bewegte sich bis zu der angebietender Stelle erbauten Kirche. Vor ihr war ein mit Grün geschmückter Feldaltar errichtet worden. Herr Pfarrer Erben zelebrierte den Festgottesdienst. Dann setzte sich der Zug, in dem 68 weißgekleidete Festjungfrauen schritten, zu dem Denkmalplatze in Bewegung. Der Denkmalsplatz, über welchem jahrelang die Frage ungelöst blieb, wurde dann gegenüber des Schulhauses, auf dem Grunde der Firma Ignaz Dix mit großen Bauschwierigkeiten abgenommen. Die Firma stellte den Grund unentgeldlich zur Verfügung. Fahnen säumten das verhüllte Standbild. Von der Estrade der Volksschule aus hielt Abgeordneter Wolf die Festrede. Er schilderte die Ergebnisse der josefinischen Zeit und kam dann auf die Gegenwart: Josef II würde staunen wenn er sähe, was heute aus diesem deutschen Staat geworden ist, - -- er würde scharf tadeln! Jede Enthüllung eines Kaiser-Josef-Denkmals ist ein Protest gegen die Art und Weise, wie heute in Österreich vorgegangen wird - - dann fiel die Hülle. Aber durch ein Versehen fiel auch langsam eine deutsche Fahne und hüllte das Standbild ein. Der Gesangverein von Gross-Aupa, dirigiert von Herrn Lehrer Burger, sang, nachdem die brausende Zustimmung zu Wolfs Rede verhallt war, ein Kaiser-Josef-Lied.
In Liebenauer Sandstein gemeißelt, aus einem Fels hervorwachsend erhebt sich das Standbild des Kaisers. Dieser stützt sich an den Stein. Hochaufgerichtet, ernst in Zügen, die nichts von Süßlichkeit zeigen sieht er vor sich. Ein prächtiges Denkmal, das seinem Schöpfer, Bildhauer Josef Zeipelt – Trautenau, alle Ehre macht.

Das Standbild trägt in einer Girlandenumrahmung folgende Inschrift: Josef II, dem großen Ahn aus Habsburgs edlem Geschlecht, errichtet im 60. Jubeljahre Sr. Majestät Kaisers Franz Josef I 1 9 0 8.

Jetzt bestieg Herr Oberlehrer Josef Kohl als Vertreter des Anpflanzungs- und Verschönerungsvereines die Redner-Tribüne und hieß alle herzlichst willkommen. In seiner markigen Rede dankte er allen für das Erscheinen, dankte der Firma Dix für die Grundüberlassung sowie allen Spendern und übergab das Denkmal der Obhut der Kirchengemeinde Gross-Aupa. – Der Gemeindevorsteher von Gross-Aupa I Teil Emil Kneifel übernahm es in den Schutz der Gemeinden Grossaupa I, II und III Teil und versicherte in kernigen Worten, dass sie das Andenken des edlen Volkskaisers in allen Zeiten ehren werde. (Lebhafter Beifall).

Der Festzug setzte sich wieder in Bewegung, defilierte vor dem Standbilde und Ehrengästen und löste sich auf. Der Nachmittag war den Vergnügungen gewidmet. Um 1 3 Uhr begann auf dem Festplatze, der Wiese des Herr Vinzenz Mitlöhner II/139 das Konzert, ausgeführt von der Kapelle Freiheit. Bald entwickelte sich ein reges Leben. Wohl über 1 000 Leute belebten den Platz unter ihnen die Reichs- und Landtagsabgeordneten K. H. Wolf und Josef Kasper, der Bezirksobmann Johann Pfluger, Marschendorf 4, Bürgermeister Schwarz, Arnau, Fabrikbesitzer Wonka, Niederhof, und viele andere hohe Persönlichkeiten. Der Gesangsverein von Freiheit der Nachmittags erschienen war, sang einige schöne Lieder, die Beifall hervorriefen. Die Festjungfrauen, die sich in den Dienst der guten Sache stellten, hatten alle Hände voll zu tun, um die ihnen anvertrauten Sachen an den Mann zu bringen. Der Zuckerbäckerladen zum "Süßen Mädel", der "Glückshafen", die amerikanische Fischerei waren bald besetzt und ausgeleert. Ein eingetretener Regen gegen Abend machte aber dem schönen Feste ein jähes Ende.

Zur Errichtung des Denkmals spendeten die Gemeinden Grohs Aupa I und II Teil je 100 (Einhundert) Kronen, auch andere Gemeinden gaben namhafte Beträge sowie verschiedene Korporationen und Vereine. – Nur die Gemeinde Gross-Aupa III Teil / Petzer bewilligte keinen Beitrag.


4 426 Kr 95 hl
zusammen
3 500 Kr 00 hl
Denkmalenthüllungsauslagen
7 926 Kr 95 hl
 


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